Sehr viele Energiegenossenschaften sind ehrenamtlich geführt. Sollen neue Geschäftsfelder erschlossen oder bestehende weiterentwickelt und regelmäßig Projekte umgesetzt werden, erfordert das mehr Arbeitsaufwand und zusätzliche Kompetenzen. Das Modell Ehrenamt mit seinen begrenzten zeitlichen und fachlichen Ressourcen stößt an seine Grenzen. Verantwortliche scheuen trotzdem immer wieder das Risiko, Personal einzustellen. Gründe gibt es einige. Die Überschüsse reichen dafür noch nicht, es besteht Unsicherheit, ob sich das Personal auch rechnet, die Personalkosten könnten die Dividende schmälern oder einen negativen Jahresabschluss mit sich bringen. Doch eine ganze Reihe von Energiegenossenschaften haben gute Lösungen gefunden, um sich mit bezahltem Personal erfolgreich weiterzuentwickeln.
Energiegenossenschaft mit Personal entwickeln
Ein erster sinnvoller Schritt ist meist, die Verantwortlichen zu entlasten. Konkret heißt das: Die Vorstände delegieren Aufgaben (z.B. Mitgliederverwaltung, Buchhaltung, Social Media) und gewinnen so mehr Zeit für die strategische Entwicklung und für wertschöpfende Tätigkeiten. Die Wertschöpfung ist der Indikator für die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der Genossenschaft. Durch zusätzliche Zeit und Kompetenzen kann eine höhere Wertschöpfungstiefe erreicht werden. Der Fokus kann auf anspruchsvolle Projekte mit größeren Volumina wie PV-Freiflächenanlagen und Windenergieprojekte gelegt werden, um der Genossenschaft höhere Einnahmen und das finanzielle Polster für bezahlte Kräfte zu verschaffen.
Die Wertschöpfungsstufen erweitern
Die meisten Energiegenossenschaften haben mit dem Bau von Photovoltaik-Dachanlagen als Kerngeschäftsfeld begonnen. Sie haben Eigentümer:innen mit geeigneten Dächern gefunden, eine Solarteursfirma beauftragt, die Finanzierung gesichert und sich um den laufenden Betrieb der Anlage gekümmert. Das hat sich geändert. Im Kern geht es um eine größere Wertschöpfungstiefe.
Eine Reihe von Energiegenossenschaften erbringen die zuvor eingekauften Dienstleistungen nun selbst und realisieren so regelmäßig neue Projekte mit steigender Wirtschaftlichkeit. Sie fokussieren ihr Tun auf wenige, lohnende Geschäftsfelder und -modelle, investieren in Personal und erbringen möglichst viele wertschöpfende Tätigkeiten mit eigenen Kräften bis hin bis zur Rolle als vollständiger Solarteursbetrieb.
Mögliche Wertschöpfungsstufen
-
Akquise:1) Projekte identifizieren2) Interesse ermitteln3) Machbarkeit feststellen4) Vertrag abschließen
-
Entwicklung:1) Planung2) Genehmigung3) Ausschreibung4) Finanzierung
-
Bau:1) Materialbeschaffung2) Installation3) Abnahme4) Verkauf
-
Betrieb:1) Projektübernahme2) Geschäftliche Betriebsführung3) Technische Betriebsführung4) Wartung5) Repowering oder Rückbau
Vorteile & Nachteile
Weiterführende Informationen
Praxisbeispiele
Die HEG Heidelberger Energiegenossenschaft hat in ihrer Tochtergesellschaft Ende 2023 16 Personen beschäftigt. https://www.heidelberger-energiegenossenschaft.de/
Die Inselwerke eG haben mit dem Geschäftsfeld Ladeinfrastruktur begonnen. Mittlerweile errichtet das Team Photovoltaikanlagen zwischen 5 kWp und 500 kWp, verkauft schlüsselfertige Anlagen oder finanziert, baut und betreibt Anlagen auf größeren Dächern selbst. https://www.inselwerke.de/
In der Eifel Energiegenossenschaft EEGON soll eine hauptamtliche Projektentwicklerin vor allem die Entwicklung von Bürgersolar- und Windparks voranbringen. Das Ziel der EEGON ist, als Generalunternehmerin bei den Projekten zu fungieren. https://www.eegon.de/