Kooperationen können von Energiegenossenschaften aus unterschiedlichen Gründen und in unterschiedlichen Formen eingegangen werden. Oft arbeiten Energiegenossenschaften mit anderen Energiegenossenschaften zusammen, etwa bei größeren Projekten oder in Dachgenossenschaften. Bei komplexen Projekten wie Photovoltaik-Freiflächenanlagen, Windenergieanlagen oder Nahwärmenetzen greifen Energiegenossenschaften üblicherweise auf fachkundige externe Unternehmen zurück. Städte und Gemeinden kooperieren mit Energiegenossenschaften, um wirksame Klimaschutzmaßnahmen umzusetzen.
Kooperation mit anderen Energiegenossenschaften
Energiegenossenschaften kooperieren auf vielfältige Weise miteinander. Sie tauschen Knowhow aus, realisieren zusammen Projekte, teilen sich die Finanzierung von Anlagen oder betreiben gemeinsam Gesellschaften. Dachgenossenschaften übernehmen und bündeln Aufgaben, die einzelne Genossenschaften nicht oder nur mit hohem Aufwand leisten können.
Kooperation mit Kommunen
Für Energiegenossenschaften sind Kommunen in mehreren Rollen wichtig. Dies geht über die Kernaufgabe der Kommune als Planungs- und Genehmigungsinstanz hinaus, denn sie können auch bei der Kommunikation in die Bevölkerung unterstützen oder Flächen für Projekte zur Verfügung stellen. Energiegenossenschaften und Kommunen verbinden aber auch gemeinsame Ziele. Die Projekte der Energiegenossenschaften können einen wichtigen Beitrag zum kommunalen Klimaschutz leisten, ermöglichen eine direkte Partizipation der Bürger:innen an der lokalen Energiewende und sorgen für mehr regionale Wertschöpfung. Das sind gute Gründe für eine Zusammenarbeit.
Kooperation mit Stadtwerken
Energiegenossenschaften und Stadtwerke können sich bei ihrem Einsatz für die Energiewende vor Ort gut ergänzen. Manche Stadtwerke sind sogar als Genossenschaft organisiert. Stadtwerke haben viel Knowhow im Bereich der Energieversorgung und betreiben oft auch die Stromnetze vor Ort. Als Stromhändler oder durch die Gasversorgung stehen sie aber auch in direkter Konkurrenz zu den Stromprodukten und Nahwärmenetzen der Energiegenossenschaften. Dabei bieten Energiegenossenschaften den Stadtwerken die Möglichkeit, die Bürger:innen vor Ort proaktiv einzubinden und vielfältige Projekte umzusetzen, die auch dabei helfen können, den Strom direkt zu verbrauchen und die Stromnetze zu entlasten. Solche Projekte können auch dazu beitragen, die Stromzähler zu digitalisieren. Zum gegenseitigen Gewinn können auch gemeinsame Tochterunternehmen gegründet werden. Auch die direkte Beteiligung einer Energiegenossenschaft an Stadtwerken wie in Wolfhagen und Jena ist denkbar.
Kooperation mit Projektierungsunternehmen
Komplexe und große Projekte erfordern oft technisches oder planerisches Knowhow, das in der Energiegenossenschaft selten vorhanden ist. Daher kann es sinnvoll sein, mit einer externen Projektierungsgesellschaft zusammenzuarbeiten, die auf die jeweiligen Projekte spezialisiert ist. So können die dann fertigen Wärmenetze oder Solarstromanlagen schlüsselfertig übernommen werden. Für Projektierungsunternehmen etwa von Windprojekten kann es attraktiv sein, mit Energiegenossenschaften zusammenzuarbeiten, da die Energiegenossenschaft die Bürger:innenbeteiligung organisieren kann, um so für Akzeptanz zu sorgen. Bei gemeinsamen Projekten können Energiegenossenschaften auch als Mitgesellschafterin einer Betreibergesellschaft, Generalunternehmerin oder Projektmanagerin agieren. Die Energiegenossenschaft sollte klar die eigene Rolle definieren.
Kooperation mit Banken
Die lokalen Volks- und Raiffeisenbanken sind als Finanzierungspartnerin für Energiegenossenschaften wichtig. Doch es gibt mehr Formen der Zusammenarbeit. Einige Banken haben selbst Energiegenossenschaften initiiert bzw. sind daran beteiligt. Sie können professionell bei der Projektfinanzierung unterstützen, ihr kaufmännisches Knowhow einbringen, administrative Aufgaben übernehmen und haben vor Ort meist sehr gute Kontakte.
Kooperation mit Wohnungsunternehmen
Wohnungsgesellschaften verfügen über einen attraktiven Wohnungsbestand, Energiegenossenschaften können kostenverträglich die Mieter:innen mit Strom und Wärme versorgen bzw. bei der energetischen Sanierung unterstützen. Deshalb macht die Kooperation Sinn. Trotz dieses Potenzials ist die Zahl der realisierten Projekte noch überschaubar. Interessant sind besonders Wohnungsgenossenschaften, kommunale Wohnungsunternehmen sowie Wohnprojekte.
Interessanter Mehrwert – Kooperation von Energiegenossenschaften mit Hochschulen
Durch eine Kooperation mit Hochschulen kann die Energiegenossenschaft neue Ideen und Lösungsansätze für ihre unternehmerische Weiterentwicklung bekommen. Die Genossenschaft kann Teil einer Studie oder eines Forschungsprojektes sein. Studierende können in Abschlussarbeiten praktische Themen wie z.B. Wirtschaftlichkeitsberechnungen behandeln. Und lassen sich vielleicht als Aktive in der Genossenschaft gewinnen.
Vorteile & Nachteile
Praxisbeispiele
Die größte Dachgenossenschaft sind die Bürgerwerke eG, ein Zusammenschluss von 118 lokalen Energiegemeinschaften aus ganz Deutschland. (Stand August 2023): Die Bürgerwerke versorgen bundesweit Menschen mit erneuerbarem Bürgerstrom aus Solar-, Wind- und Wasserkraft sowie nachhaltigem BürgerÖkogas. Aufgaben wie der Energieeinkauf, die Abrechnung u.a. sind in der Geschäftsstelle gebündelt, ebenso zentrale Vertriebsaktivitäten. Die Bürgerwerke bieten ihren Mitgliedsgenossenschaften zum Beispiel Direktvermarktungsangebote, binden Strom aus Mitgliederanlagen in das Bürgerstrom-Portfolio ein, unterstützen den Aufbau eines bundesweiten, genossenschaftlichen BürgerLadenetzes. Im Frühjahr 2023 haben die Bürgerwerke die BürgerProjektGemeinschaft gestartet. Ziel ist, gemeinsam Freiflächen-Solaranlagen in Bürger:innenhand zu akquirieren, zu entwickeln, zu bauen und zu betreiben. Die Dachgenossenschaft Bürgerwerke übernimmt Planungsprozesse und -kosten der Projektentwicklung. Umgesetzt und betrieben werden die Solarprojekte von den lokalen Genossenschaften.
Nachhaltige Mobilität in Gemeinschaft: Ein weiteres Beispiel ist die Vianova eG. Die Dachgenossenschaft will die klimaschonende Mobilitätswende voranbringen. Vianova bietet ein Fullservice-Angebot, von der Projektierung, dem Kauf der Fahrzeuge, dem Bau der Ladesäulen über die Entwicklung von Geschäftsmodellen und Tarifen bis hin zu allen Prozessen rund um die Nutzung der Fahrzeuge. Dazu gehören eine Buchungs-App, die digitale Abrechnung bis hin zum Hotline-Support.
Die BioEnergieService Marburger Land eG in Mittelhessen wurde von Bioenergiedörfern in der Region und den Stadtwerke Wetter als Einkaufsgenossenschaft gegründet, um Verbrauchsgüter und Dienstleistungen zentral für die einzelnen Mitglieder zu beschaffen.
Die BürgerEnergie Rhein-Neckar Photovoltaik GmbH projektiert, baut und verkauft Photovoltaikanlagen an Privat- wie Gewerbekunden, um die aktuell hohe Nachfrage zeitnah zu bedienen. Zu je 50 % Gesellschafterinnen sind die BürgerEnergieGenossenschaft Kraichgau eG und die HEG Heidelberger Energiegenossenschaft eG.
Die Energiegemeinschaft Weissacher Tal eG im Rems-Murr-Kreis wurde von Bürger:innen mit der Kommune Weissach im Tal gegründet. Später schlossen sich Nachbargemeinden an.
Drei Standort-Kommunen, eine Energiegenossenschaft und ein Projektentwickler haben den Bürgerwindpark Südliche Ortenau realisiert.
Bei der TRENEG – Trierer Energiegenossenschaft eG sind die Stadtwerke Trier und die Volksbank Trier eG Mitgründer und haben viele Jahre die Vorstände gestellt.
Die Stadtwerke Union Nordhessen, ein Zusammenschluss von sechs Stadtwerken, hat gezielt Bürgerenergiegenossenschaften und Kommunen an Wind- und Solarparks beteiligt. Bürger:innen und Kommunen können sich bis zu 74,9 Prozent an der Betreibergesellschaft der Parks beteiligen.
Die Hochschule Aalen hat eine Stromhandelsplattform für Bürgerenergie-Genossenschaften entwickelt.
In Buchen im Odenwald haben drei Volksbanken die Energiegenossenschaft Energie + Umwelt eG zum Erfolg geführt.
In Regensburg beziehen Mieter:innen eines Mehr-Generationen-Wohnprojektes Solarstrom direkt vom Dach